So gelingt es ganz sicher
Aktuell liegt Kalkfarbe streichen wieder voll im Trend. Die Farbe gilt als hoch diffusionsoffen, atmungsaktiv und besitzt zudem den großen Vorteil, in Innenräumen feuchtigkeitsregulierend zu wirken und dabei gleichzeitig unangenehme Gerüche zu binden. Insbesondere Räume, die tendenziell zu Schimmelbildung neigen, wie zum Beispiel das Schlafzimmer, profitieren vom stark alkalischen ph-Wert der Kalkfarbe. Weiterhin ist Kalkfarbe eine außergewöhnlich umweltschonende Farbe, da sie aus mineralischen Bestandteilen besteht und frei von Kunststoffen und Weichmachern ist. Das sorgt dafür, dass Kalkfarbe für Allergiker bestens geeignet ist. Das Anstrichmittel erzeugt einen matten und natürlichen leichten Wolkenlook, der mit anderen Farben nicht möglich ist.
Die besten Tipps zum Streichen mit Kalkfarbe
Auch wenn Kalkfarbe tolle optische Effekte erzielt und viele Vorteile hat, ist das gleichmäßige Aufbringen der Farbe an der Wand nicht ganz einfach. Das Streichen und Überstreichen von Kalkfarbe erfordert sehr viel Geduld. Ebenso wie das Entfernen. Was Sie beim Auftragen beachten sollten, wenn Sie selber streichen möchten, erfahren Sie hier.
Kalkfarbe streichen | Vorbereitungen
Stellen Sie sicher, dass alle nicht zu streichenden Gegenstände ausreichend abgedeckt sind. Vorallem Metall- und Glasflächen, wie Fensterscheiben, Metallgeländer oder Steinfassungen. Da Kalkfarbe stark alkalisch ist, kann es bei Kontakt zu Verfärbungen kommen. Ungewollte Spritzer sollten sofort mit viel Wasser gereinigt werden. Die Wand sollte wie folgt vorbehandelt werden:
- Für den Anstrich auf glatte, gut haftende alte Dispersionsanstriche sowie auf Fermacell, Gipskarton, oder Gips sollte mit einer Mineralputzgrundierung vorgestrichen werden. Dieser Anstrich sollte mindestens 12 Stunden trocknen.
- Bei stark saugenden oder sandenden Untergründen sollte zur Verfestigung eine Silikatfarbe aufgetragen werden. Diese sollte mindestens 24 Stunden trocknen.
- Alte glänzende Latex, Öl- und Lackfarbenanstriche sollten restlos entfernt werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollte sie mit einem Laugenmitttel angelaugt und mit Mineralputzgrund vorgestrichen werden.
Kalkfarbe streichen | Mindestens 2-3 Durchgänge
Kalkfarbe sollte gut mit Wasser verdünnt und sehr dünn aufgetragen werden, um ein möglichst gleichmäßiges Ergbnis zu erzielen. Das bedeutet,je nachdem wie deckend der Anstrich sein soll, öfter gestrichen werden muss. Zwei bis drei Anstriche sollten Sie mindestens einplanen. Es können aber auch vier bis fünf Anstriche werden. Wichtig: Streichen Sie die Wand vollständig zu Ende, bevor sie eine Pause machen. Andernfalls enstehen an der getrockneten Stelle unschöne Übergänge, wenn Sie später wieder daran ansetzen.
Da Kalkfarbe sehr flüssig ist eignet sich zum Auftragen am besten eine Kalkbürste oder ein Quast. Mit einem Farbroller würde es ziemlich stark «spritzen». Streichen Sie mit der Bürste im «Kreuzgang». Das bedeutet von links oben nach rechts unten und von rechts oben nach links unten. So erreicht man ein gleichmäßiges Ergebnis. Wie viel Kalkfarbe Sie für eine Fläche von einem Quadratmeter benötigen, hängt also davon ab, wie deckend Sie streichen wollen und wie stark die Farbe verdünnt ist.
Kalkfarbe streichen | Nass in Nass Anstrich
Arbeiten Sie nass in nass. Damit erzielen Sie ein gleichmäßigeres Ergebnis. Für einen Waschungseffekt bzw. Wolkeneffekt können Sie die Farbe besonders stark verdünnen. Ganz gleichmäßig wird das Ergebnis bei Kalkfarben niemals. Eine gewisse natürliche Wolkenbildung gehört zum Charme dieser Wandfarben.
Nässen Sie stark saugende Untergründe, wie zum Beispiel Kalkputz oder Gibswände, mit einer Sprühflasche ordentlich ein. Das Auftragen der Kalkfarbe wird dadurch erheblich leichter. Außerdem schaffen Sie gute Voraussetzungen für die nass trocknende Kalkfarbe.
Kalkfarbe sollte langsam trocknen, damit sie richtig bindet. Planen Sie also mindestens 24 Stunden ein. Wenn Sie merken, dass die Wand zu schnell trocken wird, können Sie vorsichtig mit einer Sprühflasche nachnässen.
Bunte Kalkfarbe streichen
Sumpfkalk können Sie selbst mit speziellen Pigmenten für Kalkfarbe einfärben, um so Ihren Wunschton zu bekommen. Etwas intensiver wirkt der bunte Ton, wenn er erst zum Schluss aufgetragen wird.
Für den Wolkeneffekt gilt – Je dunkler der Farbton, um so stärker die Wolkenbildung.
Kalkfarbe | Wissenswertes
- Achten Sie bei fertigen Farben auf die Herstellerangaben zu Untergründen. Diese können sich je nach Zusätzen unterscheiden. Am besten taugen mineralische Putze wie Kalkputz oder Zementputz. Auch Beton und Kalksandstein sind kein Problem. Gipshaltige Untergründe können allerdings Schwefelfraß hervorrufen. Auch Stein und Holz sind nicht ideal und haften eher, wenn Sie ein Bindemittel hinzufügen.
- Kalkfarbe ist temperaturanfällig. Daher sollte sie beim Auftragen keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein. Die perfekte Verarbeitungstemperatur liegt etwa zwischen 5 und 30 Grad Celsius.
- Sumpfkalk kann Augen, Haut und Schleimhäute verätzen. Daher müssen Sie beim Arbeiten immer eine Schutzbrille und Handschuhe tragen. Auch ein Atemschutz empfiehlt sich, wenn Sie Ihre Kalkmischung selbst anrühren.
Kalkfarbe entfernen: Ein echter Kraftakt
Das Entfernen von Kalkfarbe erfordert viel Einsatz. Je hochwertiger die Farbe ist, desto länger hält sie auch. Blättert die Kalkfarbe bereits ab, können diese Stellen mit einer Drahtbürste und anliegende Stellen mit dem Spachtel bearbeitet werden. Bei größeren Flächen empfiehlt sich ein Schleifgerät. Mit einer groben Bürste wird das Anstrichmittel großflächig entfernt und die ursprüngliche Wand freigelegt. Dabei ist Vorsicht gefragt: Beim Entfernen von Kalkfarbe entsteht feinporiger Staub, der bei Kontakt mit Schweiß ätzend wirkt. Schutzkleidung hilft dabei, die Haut vor dem Staub zu bewahren.
Kann man Kalkfarbe überstreichen?
Wenn Sie eine Wand bereits mit mineralischen Farben oder speziell mit Kalkfarbe gestrichen haben, können Sie diese Wände problemlos mit Kalkfarbe überstreichen. Andere Farbschichten löst der Kalk ab. Die neue Farbe hält nicht und bröckelt. Auch Dispersionsfarbe haftet nicht auf Kalkfarbe. Wenn Sie die alte Kalkfarbe nicht komplett entfernen wollen, können Sie Folgendes probieren, um die Haftung zu verbessern:
- Alte Farbe abbürsten und möglichst viele Schichten damit entfernen.
- Kalkfarbe mit Bindungsmitteln wie Kasein oder Zinksulfat und Salz tragfähiger machen.
- Zur Grundierung eine dünne Schicht Kalkfarbe als Lasur vorstreichen.
Testen Sie die Methode jedoch zunächst an einer unauffälligen Stelle und kontrollieren Sie nach etwa einem Tag, ob die neue Farbe abblättert. Hält sie nicht, hilft nur das Entfernen der Kalkfarbe.